Vom Schnitzel zur Süßkartoffel-Bowl

Unsere 4 Phasen zur veganen/pflanzen-betonten Ernährungsweise

Ein Umschwung von Mischköstler auf eine pflanzliche Ernährung passiert normal nicht über Nacht. Die meisten durchlaufen verschiedene Phasen auf diesem Weg. In diesem Beitrag möchten wir dich ein wenig in unsere Entwicklung vom Rahm-Schnitzel mit Pommes, zu einer gesunden pflanzen-betonten und bewussteren Ernährung nehmen.

#1 Phase – Reduzieren:

Die 1 Phase war mit Abstand die längste. Vermutlich, weil die tieferen Beweggründe fehlten, um den nächsten Schritt zu gehen. Außerdem wollten wir immer unbedingt vermeiden, anstrengend und umständlich für unsere Mitmenschen, die Familie und auch uns selbst zu werden. Deshalb gab es vorerst nur Zuhause  praktisch kein Fleisch mehr. Gleichzeitig verabschiedeten wir uns auch von Kuhmilch und stiegen auf pflanzliche Alternativen um. Quark, Käse und Eier waren nach wie vor Bestandteil unserer Ernährung. Zu diesem Zeitpunkt war ein verzicht kaum vorzustellen, heute fällt es kinderleicht.

Auswärts aß Michi noch regelmäßig ein ‚gutes‘ Steak, Madeline griff zu gefüllten Klößen und bei der Familie wurde eben das gegessen, was auf den Tisch kam. Auch auf Milchprodukte verzichteten wir außerhalb der eigenen 4 Wände nicht. Das war für uns die denkbar beste Lösung. Wir fielen niemandem zur Last und konnten nach wie vor essen gehen. Hier auf dem Land, wo wir leben, bieten Restaurants auch heute nur wenige, bis gar keine vegetarischen Gerichte an. Beispielsweise beim Asiaten um die Ecke, sind von über 40 Gerichten auf der Karte, lediglich 4 ohne Fleisch oder Fisch. Das einzige Restaurant in der Umgebung, welches veganen Kuchen anbietet, hat ein einziges weiteres vegane Gericht auf der Karte und dabei handelt es sich um einen Obstsalat. (Kein Scherz)

#2 Phase – Verzichten:

Ein wichtiger Aha-Moment war die Ausbildung zum Safari-Ranger in Südafrika. Bei der Anmeldung zu dem 55-tägigen Kurs, der mitten im afrikanischen Busch stattfindet, bestand die Möglichkeit, ‚Dietary requirements‘ (= Ernährungs-Einschränkungen) anzugeben. Da wir weder unter Allergien, noch Unverträglichkeiten leiden, ließen wir das Feld vorerst frei. Erst eine Woche später kam uns der Gedanke, dass die Verpflegung im Camp sehr fleischlastig ausfallen könnte, weshalb wir eine Anfrage bei der Agentur stellten. Die erschreckende Antwort: Zu allen Mahlzeiten wird Fleisch serviert. Es handelt sich allerdings um ein Buffet, somit stünde uns jedes Mal die Entscheidungen frei, ob wir Fleisch nehmen, oder nicht. Doch das gefiel uns nicht, schließlich würde dann bei jeder Mahlzeit eine Portion Fleisch für uns eingeplant werden. An dieser Stelle beschlossen wir, zum aller ersten Mal, uns selbst als Vegetarier zu bezeichnen und trugen die ‚besondere Diät‘ in der Anmeldung nach. Eine sehr gute Entscheidung. Seitdem sind wir auch auswärts, bei Freunden und der Familie, als Vegetarier unterwegs.

#3 Phase  – Umdenken:

Der Einstieg in die vegetarische Ernährung war ganz eindeutig ethisch motiviert. Nachdem die Entscheidung gefällt war, ging alles ganz schnell. Das Thema war so präsent, dass wir ständig damit in Kontakt kamen. So entschlossen wir uns mehr Informationen zu sammeln, lasen Artikel und schauten einige Dokumentationen. Wir wollten Antworten, um die Fragen zu klären, die uns durch den Kopf gingen: Wie schlimm ist das Tierleid wirklich? Wie sieht es mit dem Einfluss tierischer Produkte auf die Umwelt aus? Und wie wirken sie sich auf unsere Gesundheit aus?

Wir waren schockiert. Umso mehr wir uns informierten, umso gefestigter waren wir in unserer Entscheidung. Weshalb wir es praktisch nicht mehr ertragen konnten, tierische Produkte zu konsumieren. Und das ganz und gar, ohne die gesundheitlichen Aspekte zu berücksichtigen.

Kritische Nährstoffe

Diese Frage galt es zu klären. Wie steht es um die Versorgung mit kritischen Nährstoffen? Schließlich liegen hier die stärksten Argumente der Nicht-Veganer. Doch auch hier zeigten die Recherchen, dass es keinerlei Grund zur Besorgnis gibt. Alle kritischen Nährstoffe können über eine rein pflanzliche Ernährung aufgenommen werden, abgesehen von Vitamin B12, doch das kommt auch nicht von den Tieren und wird diesen, zusammen mit anderen Nährstoffen wie Selen, in der Tierhaltung künstlich zugeführt, damit es später im Fleisch verfügbar ist. Genauso gut, könnte man pflanzliche Produkte damit anreichern, es macht keinen Unterschied. Eine rein pflanzliche Ernährung ergibt zudem rein biologisch Sinn. In Pflanzen steckt so viel mehr Energie. Alle Nährstoffe, Mineralien und Vitamine kommen ursprünglich von Pflanzen, auch die Proteine.

Trophic Pyramid (‚Nahrungspyramide‘)

Nur Pflanzen sind in der Lage, durch den Prozess der Fotosynthese, Sonnenlicht in Energie umzuwandeln. Alle anderen Lebewesen können diese Energie nur für sich nutzen, indem sie den Träger (die Pflanze) konsumieren. Doch die Pflanze benötigt für deren Lebenserhaltung 90 % der Energie für sich selbst. Nur 10 % können durch den Verzehr der Pflanze aufgenommen werden. Der Konsument der Pflanze nutzt wiederum 90 % der aufgenommenen Energie für seine eigene Lebenserhaltung. Somit kann durch den Verzehr eines Konsumenten (z. B. ein Rind), wieder nur 10 % von dessen Energie aufgenommen werden. Diese 10 % entsprechen aber nur 1 % der ursprünglichen Energie, die in der Pflanze gesteckt hat. Wenn man gar einen Fleischfresser ist (z. B. einen Barsch) isst, sind es sogar nur 0,1 %.  Man nennt dies den Energiefluss im Ökosystem.

Ethisch war die Haltung von Tieren (explizit die Massentierhaltung, aber auch generell) für uns nicht vertretbar, der Mensch benötigt offenbar keine tierischen Produkte, um gesund zu leben, eventuell sind tierische Produkte sogar äußerst gesundheitsbedenklich und außerdem eine Katastrophe für die Umwelt.

Diese Erkenntnis war unser persönlicher Gamechanger. Auf einen Schlag war alles anders. Und wir stellten uns alles entscheidenden Frage:

Warum um alles in der Welt sollten wir weiterhin tierische Produkte konsumieren?

#4 Phase – Genießen:

Da waren wir nun also an einem Punkt angelangt, an dem alles gegen und NICHTS mehr für den Konsum tierischer Produkte sprach. Außer vielleicht unser Ego. Das Ego möchte es leicht, möchte vor allen Dingen überleben, ergo mit der Masse schwimmen. Dagegen zu sein ist selbstmörderisch. Außerdem sind wir mit tierischen Produkten bisher immer gut gefahren und geschmeckt hat es uns doch auch immer. So ungesund kann ein gutes Stück Fleisch aus artgerechter Haltung doch gar nicht sein.

Diese Gedanken, hervorgerufen von unserem Verstand, konnten wir relativ leicht überwinden, stark genug waren die Argumente der anderen Seite. Dem ein oder anderen mag das deutlich schwerer fallen.

Kein richtig oder falsch

Heute ist unser Ego lautstark gegen den Konsum tierischer Produkte am Protestieren. An dieser Stelle möchte ich mich auch dafür entschuldigen. Auch, wenn wir uns größte Mühe geben, ist es uns praktisch nicht möglich, einen objektiven Artikel zu diesem Thema zu verfassen. Dafür ist es zu sehr emotional behaftet. Immer wieder möchte eine Stimme in meinem Kopf, dass ich schreibe, wie schlecht das Eine und wie gut das Andere ist. Viele Male „scrolle“ ich im Text nach oben und lösche hier und dort einen Satz, um den Artikel zu „entschärfen“. Wir möchten niemanden missionieren. Sondern nur unsere aktuelle Meinung mitteilen, dieses darf sich auch wieder ändern. Richtig oder falsch gibt es auch hier nicht. Unser „Ich“ aus der Vergangenheit, hätte sich enorm gegen diesen Artikel mit Halbwissen und alten Floskeln gewehrt. Und wer weiß, wie das der Zukunfts-Michi und die Zukunfts-Madeline sehen werden. Wir bleiben gespannt.

Jedenfalls fühlen wir uns mit der aktuellen Ernährung unglaublich gut. Das liegt natürlich auch daran, dass sie unseren Werten entspricht. Ein weiterer positiver Effekt der Umstellung ist, dass wir uns noch viel intensiver mit dem, was bei uns auf dem Teller landet, auseinandersetzen. Daher genießen wir das Kochen und Essen noch viel mehr, als wir es je zuvor getan hatten. Es macht richtig viel Spaß und wir möchten jedem empfehlen, den Inhalt seines Einkaufwagens mal genau unter die Lupe zu nehmen. Sich einfach dessen bewusst zu werden, was man da zu sich nimmt, woher es kommt und welche Wirkung es auf den Körper hat. Das ist bereits ein großartiger Schritt.

The more you love your decisions the less you need others to love them

 

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Zitate

„Hetzt weder Menschen noch Tiere, noch fügt ihnen Leid zu.“ – Laotse

Wir haben die Wahl– wir müssen nicht unbedingt Fleisch essen. Eine vegetarische Lebensweise ist ein gesunder Weg für uns Menschen hilft unserem Planeten und rettet viele Tiere.“ – Martina Navratilova

„Ein Beweis, dass der Geschmack für Fleischkost dem Menschen nicht natürlich ist, liegt auch darin, dass die Kinder eine Abneigung gegen solche Speisen haben.“ – Jean Jacques Rousseau

„Ich habe schon in jüngsten Jahren dem Essen von Fleisch abgeworen und die Zeit wird kommen, da die Menschen, wie ich, die Tiermörder mit den gleichen Augen betrachten werden, wie jetzt die Menschenmörder.“ – Leonardo da Vinci

„Wenn die Mauern der Schlachthöfe aus Glas wären, würden alle Vegetarier werden.“ – Paul McCartney

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