Frieren in Nepal

Insgesamt einen Monat verbrachten wir in Nepal. Sehr viel herum gekommen, sind wir in dieser Zeit aber nicht. Und auch das Trekking, wofür wohl die aller meisten Touristen, nach Nepal Reisen, ist sehr kurz gekommen. Bereits am Flughafen hatten wir das Gefühl, ganz besonders aufzufallen.

Die meisten anderen Fluggäste trugen gutes Schuhwerk, Mütze, Schal, Windjacke und einen Trekking-Rucksack. Wahrscheinlich waren die Meisten von ihnen professionell genug ausgerüstet, um 3 Wochen lang zum Mount Everest Basecamp zu marschieren, auch, wenn sie das gar nicht vor hatten. Wir hingegen kamen gerade aus Thailand. Mit kurzer Hose und T-Shirt, standen wir auf dem Rollfeld und froren. So sollte es uns in den nächsten 4 Wochen noch oft ergehen.

Denn wir hatten kaum warme Kleidung im Gepäck. Ein großes Problem für kommende Zeit in Nepal. Im Februar ist es im ganzen Land noch ziemlich kalt. Die warmen Temperaturen kommen erst mit dem Monsun. Die Sonne ist zwar auch jetzt intensiv, verschwindet aber bereits am Nachmittag hinter den Bergen. Sonnenbrand und steif gefrorene Gliedmaßen, ein interessanter Mix.

Kurz vor dem Abflug in Thailand, deckten wir uns zumindest mit einer langen Jogginghose und einem Pullover ein. In den ersten Tagen in Kathmandu, genehmigten wir uns außerdem einen Schlauchschal und ein paar dicke Socken. Das war auch bitter nötig. Diese Kleidungsstücke würden noch einiges durchstehen müssen. Bis auf wenige Ausnahmen, trugen wir sie praktisch ununterbrochen. 

Erlebnis-Geschenke sind erlaubt.

Die ersten Tage in Kathmandu waren auch gleich die Kältesten während des gesamten Nepal-Aufenthaltes. Wir schliefen in unserem Zimmer praktisch bei Außentemperatur, die irgendwo im Bereich von 5 Grad lagen. 

Vielleicht hätten wir uns im Vorfeld besser informieren sollen. Unser Freund in Nepal hatte zwar gesagt, dass warme Kleidung von Vorteil wäre, diese Warnung hatten wir aber wohl nicht ganz so ernst genommen. Von der Hauptstadt Kathmandu, ging es dann nach nur zwei Tagen mit Bus Richtung Pokhara, wo wir unseren Freund treffen sollten.

Die kleine Kuh

Der erste Abend auf der Farm

“Mögt ihr einen Rakshi probieren?”, fragt uns Schorsch am ersten Abend. Wir waren gerade erst in Pokhara angekommen. Sein eigentlicher Name ist Georg, doch bekannt ist er als Schorsch. Seine Freunde in Deutschland (und er sich selbst), nennen ihn Nepal-Schorsch. Vor 30 Jahren wanderte Schorsch, praktisch ohne Besitz, nach Nepal aus und fing ein neues Leben an. Damals, in einem kleinen Ort im Osten. Dort lernte er auch seine heutige Frau, Radhika, kennen. Er hatte ein Dutzend verschiedener Jobs. Machte Rafting mit Touristen, leitete diverse Bauprojekte und fuhr Taxi in der Hauptstadt. Nach jahrelanger harter Arbeit, war er schließlich in der Lage, ein Stück Land, mitten im Nirgendwo, in der Nähe von Pokhara zu kaufen.

Das ist jetzt 20 Jahre her. Auf diesem Land, konnte er seinem Traum nachgehen, eine kleine Farm im nepalesischen Hinterland, und begann mit biologischer Landwirtschaft. Immer mehr Menschen ließen sich in dieser Gegend nieder und inzwischen grenzt sein Haus an das kleines Dorf Fusre Kohla (direkt am gleichnamigen Fluss). Bevor wir ihn in Nepal wieder sahen, haben wir Schorsch genau ein Mal getroffen. Und jetzt saßen wir dort. Bei ihm im Garten, an einem 500 Kg schweren Felsen, den er auf seinem Feld gefunden, ausgegraben und zusammen mit einem halben Dutzend starker Männer, auf seinen Hof geschleppt und zu einem Tisch umfunktioniert. Wir staunen nicht schlecht, als er uns  den selbstgebauten Schwenkgrill und den dahinter liegenden Haustempel zeigt. Schorsch ist gebürtiger Saarländer und ein Schwenkgrill darf auch in Nepal nicht fehlen. 

“Nein danke, wir bleiben beim Bier. Wir mögen keinen Schnaps.“, antworten wir wie im Chor. Schorsch versichert uns, dass es sich bei Rakshi gar nicht um Schnaps handele und es ein überaus feines Getränk sei. Die einheimischen nennen es den nepalesischen Wein. „Das trinkt man hier in jedem Haushalt.“ So lassen wir uns schließlich doch breit schlagen und stimmen zu, ein wenig zu probieren. Schorsch hat immerhin 25 Jahre in Deutschland gelebt und wird wissen, wie ein vernünftiger Wein zu schmecken hat. Als er zurück kommt, reicht er uns zwei metallene Becher, beide bis zum Rande gefüllt. Wir sind skeptisch. Zum Glück ist die klare Flüssigkeit beinahe geruchsneutral.

So schlimm wird es schon nicht sein, doch der erste Schluck beweist das Gegenteil. Michi sagt später, dass er in diesem Moment mit seinem Körper gerungen hat, um nicht am ersten Abend, seinen Mageninhalt auf Schorschs 500 Kg schweren Steintisch zu erbrechen. Für die nächsten 5 Minuten kann er nicht am Gespräch teilnehmen, was Madeline gar nicht bemerkt, führt ebenfalls einen Kampf mit Rakshi.

Michi sagt, es schmeckt wie der Trester, den er mal in jungen Jahren probiert hatte. Madeline weiß nicht wie Trester schmeckt, aber auch ihr ist klar, dass ihr erster Rakshi, auch gleich ihr letzter sein wird (war er übrigens nicht). Das Getränk hat rein gar nichts mit Wein am Hut. Schorsch erklärt uns, dass es sich um fermentierte und destillierte Hirse handelt. Das ist uns inzwischen aber egal. Mit viel Mühe und nur aus Höflichkeit, kippen wir es runter. Mehr als einmal spielen wir mit dem Gedanken, den nepalesischen Wein in die Büsche zu kippen.

Nichts desto trotz erleben wir einen wunderbaren ersten Abend mit überraschend tiefgründigen Gesprächen. Schorschs Geschichte ist mitreißend und höchst interessant. Wir lauschen gespannt und sind erschlagen von den vielen Eindrücken. Nach dem Abendessen gehen wir total erledigt und nicht mehr ganz nüchtern ins Bett.

Kalte Dusche & Ziegenbabys

Auch Schorschs Frau Radhika begrüßt uns sehr herzlich. Sie kümmert sich um die Tiere und den Haushalt. Schorsch bewirtetet währenddessen die Felder und arbeitet außerdem in einem Waisenhaus in der Stadt. Wir möchten den beiden, während unseres Aufenthaltes, ein wenig unter die Arme greifen. 

Schon am ersten Morgen ist bereits einiges los. Alle tummeln sich auf dem Hof, dem Zentrum der gesamten Anlage. Um den Hof herum befindet sich das Haupthaus, in dem Schorsch, Radhika und Shankar, ihr jüngster Sohn, wohnen (wenn er Ferien hat). Außerdem die Küche, der einzige beheizte Raum, das Gästehaus, wo wir schlafen und der Stall.

Toilette und Dusche sind separate Räume und nur von außen zu betreten. Eine Dusche, so wie wir sie kennen, gibt es noch nicht lange und die Toilette ist eine Hocktoilette. Warmes Wasser wird mit Solar erzeugt und gibt es nur zum Duschen. Allerdings bedarf es mehrere sonnige Tage (ohne Regen) in Folge und auch dann, ist das Wasser eher lauwarm. Schorsch pflegt zu sagen: Es ist noch nie jemand erstunken, aber schon so mancher erfroren. Da hat er wohl recht.

Wir sind neugierig und kommen näher, um zu sehen, was alle so in Aufregung versetzt. Radhika läuft weg, um etwas zu holen und zum ersten Mal erhaschen wir einen Blick. Zwei kleine Ziegenbabys wurden in der Nacht geboren. Beide sind Böcke. Schorsch und Radhika sind zufrieden. In einem Jahr können sie die beiden verkaufen. Gutes Geld, welches die beiden zum Leben benötigen. 

Radhika kommt mit einer dicken Decke zurück und wickelt die Kleinen ein. Dann hilft sie ihnen beim trinken. Eines von ihnen sieht besonders schwach aus. Wir wissen nicht, wie lange die beiden im Stall gelegen haben. Dort unten ist es zu kalt für die Neugeborenen. Radhika legt die Zicklein in die Sonne, welche gerade hinter den Bergen aufgeht. Die morgendlichen Strahlen werden sie wärmen. Ob sie durchkommen, werden wir sehen. Der Winter in Nepal ist hart. Wir sind berührt.

 

Daisy & Tyson

Alltägliches Drama

Die Zeit in Nepal war unheimlich schön für uns. Schorschs Familie und die Tiere sind uns schnell ans Herz gewachsen. Vor allem der kleine Tyson, ein Schäferhund-Welpe, sorgt bei uns auch heute noch oft für Gesprächsstoff. Aber auch Daisy, die ausgewachsene Schäferhund-Dame, die für Tyson Ersatzmama spielt, vermissen wir noch sehr.

Tag für Tag wurden wir mit dem Hof, den Tieren und den alltäglichen Aufgaben vertrauter. Mehl mahlen, die Kuh melken, nepalesisch kochen, Stall ausmisten, Futter holen und…Feuer machen. 

Zur Winterzeit bereitet Radhika für die Tiere täglich einen nahrhaften und warmen Trunk zur Stärkung zu. 

In einem alten Topf wird auf einer Feuerstelle Wasser erwärmt, gemahlener Mais und Salz hinzugegeben und mit einem Stock eingerührt. Die Tiere bekommen dies dann zum Trinken.

Das klingt erstmal gar nicht so schwer und da wir helfen wollten, bestanden wir darauf, diese Aufgabe zu übernehmen. Dass es sich zu einem solchen Drama entwickeln sollte, konnten wir nicht ahnen. Wie wir es bei Radhika gesehen hatten, suchten wir Äste und Zweige vom Boden zusammen. Allerdings hatte es in der vergangenen Nacht geregnet und das Holz war nass (so sollte es die nächsten drei Wochen sein). Einen Anzünder gab es scheinbar nicht und alle drei Feuerzeuge, die auf der Mauer, neben der Feuerstelle lagen, waren leer, oder funktionierten aus einem anderen Grund nicht mehr. 

Radhika kam aus der Küche und sah uns beide am Unterstand knien, mit einem der kaputten Feuerzeuge und etwas nassem Stroh am hantieren. Ein trauriger Anblick musste das gewesen sein. Michis Ehrgeiz war gebrochen, schließlich muss man als Mann doch ein Feuer machen können, aber es wollte einfach nicht klappen. Endlich bekamen wir Hilfe in Form von Radhika, einem getrocknetem Maisstrunk, Benzin und einem Blasrohr. 

Es dauerte keine 2 Minuten und das nasse Holz brannte lichterloh. In den kommenden Tagen übernahmen wir die Aufgabe dann wirklich. Gegen Ende unseres Aufenthaltes, wussten wir dann auch, wo die „Anzünder“ und das Benzin lagerten. Trotz Radhikas wirklich gutem Deutsch, lag das Problem in der Kommunikation, aber wir lernen eben noch dazu. Übrigens mussten wir irgendwann zu unserem eigenen Feuerzeug greifen, welches wir stets auf Reisen mit uns führen und einfach dort ließen. Wir fragen uns oft, ob es wohl immer noch an der Feuerstelle liegt und, ob es überhaupt jemandem aufgefallen ist.

Diese Geschichte repräsentiert ganz wunderbar die Lebenseinstellung der Nepalesen. Wer genau hin schaut, erkennt diese in allem, was sie tun und versteht das Land und die Menschen von einem auf den anderen Moment viel besser. Nepalesen denken nicht an morgen. Ich hoffe das nimmt uns jetzt keiner krumm und natürlich gilt das nicht für alle, aber vor allem im Vergleich zu unserer deutschen Prägung, fällt es doch ziemlich stark auf. Wenn die Arbeit für den Tag (oder für den jeweiligen Tagesabschnitt) erledigt ist, wird geruht, statt schon einmal vorzuarbeiten. Deshalb gibt es auch keinen Stapel mit Feuerholz. Vielleicht möchte ich ja morgen kein Feuer machen, oder erlebe den nächsten Tag überhaupt nicht mehr. Also warum, sollte ich heute damit verschwenden, Holz zu sammeln? 

Diese Lebenseinstellung lässt die Nepalesen im Jetzt sein, während die meisten Deutschen in der Zukunft leben. Wir erleben es täglich bei uns selbst. Auch, wenn es die Produktivität zu steigern vermag, so verschaffen wir uns selten mehr Zeit, indem wir vorarbeiten. Schließlich werden die entstehenden Lücken mit neuen Tätigkeiten gefüllt. Auf der anderen Seite führt es eben dazu, dass man jeden Tag, mit nassem Holz, versucht ein Feuer zu entfachen. Darüber darf man sich dann nicht ärgern. Ob das mit einer deutschen Erziehung möglich ist, kann ich nicht genau sagen. Schorsch jedenfalls, auch, wenn im Kern noch immer deutsche Gedankengänge vorhanden sind, lebt das Leben eines Nepalesen. Die Frage, auf welche Weise man glücklicher und zufriedener ist, darf jeder selbst für sich beantworten.

Das Herz, die warme Stube und die gute Seele, Radhika

Mitten im Küchenhaus steht ein alter Holzofen, der Schorschs Oma gehörte und den er in vielen Einzelteilen, aus Deutschland her transportieren ließ. Der Ofen ist sein ganzer Stolz und hat auch bei den Nepalesen gefallen geweckt. Damit lässt sich heizen, kochen und backen. Traditionell haben Nepalesen eine kleine Grube im Boden, in der ein offenen Feuer brennt. Die Rauchentwicklung im Raum ist fürchterlich, ganz im Gegensatz zu Schorschs Ofen, dessen Abzug ein Gedicht ist.

Während Michi, als deutscher Elektromeister, der gefragteste Mann in Nepal zu sein schien (er erhielt die Anfrage eine Arztpraxis nach deutschen Standards zu planen) und Schorschs Elektroinstallation erweiterte und überarbeitete, half Madeline bei allen Aufgaben im Haushalt.  

Jeden Abend Weizen mahlen, am morgen Brot backen, Dal Bhat (das Nationalgericht Nepals) kochen, Ziegenbabys mit der Flaschen füttern, die Kuh melken, Joghurt und daraus dann Ghee (geklärte Butter) machen.

Schorsch und Radhika können sich selbst, ihre beiden Söhne und zum Teil Radhikas Familie, mit dem eigenem Anbau versorgen. Die beiden haben Reis, Weizen, Kartoffeln, Bohnen, Spinat, Brokkoli, Blumenkohl, Tomaten, Papaya, Ingwer, Kurkuma, verschiedene Kräuter, Nüsse, Kühe, Ziegen, Gänse, Bienen und noch ein paar andere Sachen (normalerweise hat Schorsch Wildschweine).

Schorsch betont, dass alles aus biologischer Landwirtschaft stammt und ist sichtlich stolz. 

Obwohl nicht unsere Arbeit drin steckt, spüren wir bei jeder Mahlzeit, wie gut sich das anfühlt. Vor allem beim Frühstück. Ein großartiges Gefühl, wenn wir mit einem frischen Honig-Roti (Honig-Brot) und einer Tasse Kaffee am Papaya-Baum vorbei, entlang der Felder schlendern und uns von der Morgensonne wärmen lassen, die sich gerade am Annapurna-Massiv vorbei schiebt und den Blick durch das Tal, auf den 6997m hohen Machapucharé (Spitzname Fischtail z.dt. Fischflosse) frei gibt. Wir sind sprachlos.

Als der Dal-Kocher explodierte

Am ersten Abend in der Küche lief es alles andere als rund. Wie immer verließ Radhika die Küche, um die Kuh zu melken und ließ Madeline alleine zurück. Sie schnippelte gerade Ingwer, Zwiebel und Knoblauch in kleine Stücke. Das Feuer loderte im Ofen und der Topf mit dem Dal (Linsensuppe) stand mit geschlossenem Deckel auf dem Herd.

Ganz gemächlich wurde es in der Küche zunehmend lauter. Madeline sah sich um und machte den Topf als Geräuschquelle aus. Dampf entwisch dem Deckel und verursachte ein zartes zischen. Dann verstumme es, doch nur einen Augenblick später, begann es erneut. Madeline schaute aus dem Fenster auf den Hof, aber Radhika war nicht zu sehen. Ein wenig skeptisch, beschloss sie, den Topf zum Rand des Ofens zu schieben. Nicht, dass es überkochte. Sie ging zum Herd und griff nach dem Topf, als es plötzlich knallte: “PENG!” Unter lautem Zischen, schossen circa 30 cm lange Dampfstrahlen in alle Richtungen aus dem Deckel. Madeline zuckte zusammen. “Ist der Topf kaputt? Das Essen versaut? Sollte ich den Topf runter nehmen? Mensch, wann kommt Radhika denn zurück?”.

Nervös blickte sie wieder durch Fenster nach draußen. Radhika kam gerade mit dem Eimer voller Milch die Treppe vom Stahl hoch. Als Madeline aufgeregt von ihrem Erlebnis berichtete, musste sie lachen. “Das ist ein ‚pressure cooker‘, das ist normal, nicht schlimm.”, beruhigte Radhika Madeline. „Kochst du die Milch auf?“ Immer noch schockiert, stimmte Madeline und widmete sich der frischen Kuhmilch. Die Rührtechnik, mit der großen Messingkelle, hatte Madeline schnell drauf. „Hier kann wenigstens nichts explodieren“, lachten beide. Den ‚pressure cooker‘ lernte Madeline bald richtig gut kennen, denn Dal Bhat gibt es schließlich jeden Tag. Meistens sogar zweimal und jedesmal wird alles frisch gekocht.

Es sind solch einfache Aufgaben, wie das Kochen einer Linsensuppe, die den Alltag in Nepal so anders machen, als wir es gewohnt sind. Wir kamen uns oft wie Anfänger vor. So, als würden wir alles zum ersten Mal machen.

Fakten über Nepal
  • Bei mehreren Erdbeben im Jahr 2015 starben fast 9.000 Menschen, über 22.000 wurden verletzt, die Hauptstadt Kathmandu wurde 1 Meter angehoben und um 1,5 Meter nach Süden verschoben, selbst die Spitze des Mount Everst hat sich um 3 Zentimenter verschoben;
  • 8 der 10 höchsten Berge der Welt liegen in Nepal;
  • Durchschnittliche hat Nepal die langsamste Internetverbindung weltweit mit einer Downloadgeschwindigkeit von  256 kbps;
  • Es gibt 100 ethnische Gruppen und 120 Sprachen/Dialekte in Nepal;
  • Die lebende Göttin „Kumari“ ist ein junges Mädchen, das bis zur ihrer ersten Periode als Inkarnation der Göttin Taleju verehrt wird.

Radhika & Michi

Raue und zarte Blätter 

Einiges verstehen wir jetzt besser, vieles werden wir niemals begreifen. Alleine diese Erkenntnis war die Reise schon Wert. Mal ganz abgesehen von der Freundschaft mit Schorsch und Radhika. Bei unserer Abreise haben wir Schorsch gesagt, dass dieser Aufenthalt unser Leben verändert hat. Der Meinung sind wir auch jetzt noch. Vieles werden wir (hoffentlich) niemals vergessen. Zum Beispiel, wie wir mit dem kleinen Tyson gespielt, die Ziegenbabys an der Flasche gezogen, mit Schorsch und Radhika in der Küche gesessen und zusammen mit dem Motorrad nach Sikles gefahren sind. Und natürlich auch, dass die Ziegen andere Blätter zum Fressen bekommen als die Kühe. 

In diesen 4 Wochen haben wir ganz anders gelebt, als irgendwo sonst. Wir passten uns soweit möglich der Kultur und dem Rhythmus an. Aufgestanden wird mit der Sonne, nach dem morgendlichen Toilettengang, wird irgendwo die Zähne geputzt, meistens am Wasserfilter. Ein Waschbecken gibt es nicht, also schlenderten wir meistens auf der kleinen Mauer um den Hof herum. Währenddessen versuchten wir zu erahnen, wie das Wetter heute wohl sein wird und fühlten am Boden, ob es in der Nacht geregnet hat. Denn das bestimmt den gesamten Tagesablauf. Großartig planen, kann man also ohnehin nie.

Manchmal verschiebt sich das Vorhaben in die Stadt zu fahren um eine ganze Woche. Wenn die Gegebenheiten passen, um Gurken zu setzen, müssen Gurken gesetzt werden. Hat es stark geregnet, muss ausgemistet werden, funktioniert etwas im Waisenhaus nicht, muss Schorsch dort zur Stelle sein. Das mag jetzt stressig klingen und es gibt auch wirklich immer etwas zu tun, aber die Gelassenheit (und Zeit für eine Tasse Tee), lässt sich hier niemand nehmen und das ist gut so.

Egal welche Gegebenheiten herrschen, der Tag startet immer mit dem Füttern der Tiere. Diese fressen neben Heu, hauptsächlich Blätter und Rinde von jungen Ästen, die Radhika, ihre Schwägerin und ihre Mutter im Wald holen und kilometerweit, zu riesigen Bündeln gebunden, auf dem Rücken,  zur Farm transportieren. Die Äste werden an verschiedenen Stellen auf dem Hof angebunden. Selbst diese Knoten-Technik, mussten wir erst einmal lernen.

Warum die Äste nicht auf den Boden gelegt werden? „So kommen die Tiere an jedes einzelne Blatt heran, liegen die Äste auf dem Boden, wird nur die Hälfte gegessen.“, erklärt Radhika. „Klingt logisch.“, pflichten wir bei, während wir zu zweit an dem Seil herum zupfen, weil sich unser Knoten schon wieder gelöst hat.

Wir brauchen mehrere Tage, nur um den Unterschied zwischen den beiden Blättern zu erkennen. Schorsch schüttelt nur den Kopf, aber Rhadika und ihre Mutter sind sich sicher, dass die Tiere sehr wählerisch sind. „Die Kuh isst nur die weichen Blätter.“, sagt Radhika, während sie geübt einen großen Bund Äste an dem Pfahl befestigt. 

Jetzt werden die Tiere rausgelassen. Die beiden Kühe rennen freudig los, wissen genau wohin sie müssen (und wo es die zarten Blätter gibt). Die kleine Kuh ist ein richtiger Angsthase. Ob Ziegenbabys, Tyson, oder nur ein Schmetterling, sie möchte am liebsten immer weg laufen.

Madeline spendiert Streicheleinheiten, wann immer möglich. Gerne würden wir den Strick lösen und die kleine mal laufen lassen. 

7 kleine Zicklein

Sind die einzigen, die frei herum laufen. Da sie noch von der Mutter abhängig sind, laufen sie nie besonders weit weg. Dafür springen und klettern sie aber auf jeden Stein und jede Mauer, sind neugierig, mutig und ein bisschen durchgeknallt, wie wir finden. Sobald man ihren Kopf berührt, schnellt dieser in die Höhe. Ein Reflex, um an die Muttermilch zu gelangen. Es gibt insgesamt 7 kleine Ziegen, 5 sind schon ein paar Monate alt und sie alle sind ganz schön frech. Wenn wir mit der Kuhmilch für das Kleinste kamen, war das Gerangel groß. Das kleine Schwarze sah aus wie ein Plüschtier und wurde schnell anhänglich. Sobald es einen sah, kam es gelaufen, immer auf der Suche nach Milch.

Leoparden & Tiger

 Die Abende bei Schorsch, verbrachten wir meist mit interessanten Gesprächen. Über die Situation in Nepal, was seiner Meinung nach schief läuft, über kulturelle Unterschiede und das hinduistische Kasten-System, dass in Nepal streng eingehalten wird. Schorsch erhielt durch die Heirat, Radhikas Nachnamen und somit eine Kastenzugehörigkeit. Anders hätte man ihn niemals wirklich akzeptiert. Die Regeln sind streng. Deine Kaste entscheidet, wie viel du in der Gesellschaft Wert bist, mit wem du verkehren und wen du heiraten darfst.

Jemand aus einer niederen Kaste, darf nicht einmal dein Grundstück und schon gar nicht deine Küche betreten. Angehörige der untersten Kaste, müssen sogar darauf achten, dass ihr Schatten auf niemanden fällt. Außerdem essen einige der unteren Kasten sogar Rindfleisch, wenn das Tier eines natürlichen Todes gestorben ist. Das töten einer Kuh, die als Ernährer der Welt angebetet wird, ist verboten und wird bestraft. Wird eine Kuh im Straßenverkehr angefahren und stirb daraufhin, drohen beispielsweise 10 Jahre Gefängnis.

Viele Rinder auf der Straße. Die männlichen Tiere geben keine Milch und dürfen nicht geschlachtet werden, weshalb sie recht nutzlos sind und lediglich kosten verursachen. Darum setzen sie viele einfach aus. Ernähren können sie sich von Müll und Resten, die sie von den Bewohnern bekommen.

In den meisten Regionen in Nepal werden zum „Ersatz“ Wasserbüffel gehalten. Diese dürfen geschlachtet und gegessen werden. Deren Milch besitzt einen deutlich höheren Fettanteil und ist vor allen Dingen in den Bergen und Höhenlagen, wo die Menschen sehr viel Energie zum überleben benötigen, sehr beliebt. Wir haben ganz schön Respekt vor ihnen. Die Tiere sind riesengroß und haben meterlange Hörner, fürchten sich dennoch vor dem Menschen (so wie jedes andere Tier auch). Ein paradoxer Gedanke.

Eines Morgens, wir sitzen gerade mit einem Becher Kaffee in der Küche, kommt Schorsch zur Tür herein und fragt, ob wir in der vergangenen Nacht die Hunde bellen gehört haben. Wir verneinen und sind neugierig. Er kommt gerade von seinem Nachbarn zurück. Dieser hat berichtet, dass letzte Nacht schon wieder ein Tiger im Dorf war und eine Ziege gerissen hat. „Ein Tiger?!“, fragen wir entsetzt und entzückt zugleich.

„Die meisten Farmer haben Hunde, doch der Tiger ist ein erschreckend guter Jäger und lässt sich kaum aufspüren. Bis die Hunde seine Witterung aufgenommen haben, ist es meistens schon zu spät. Wenn man Pech hat, dann nimmt sich der Tiger sogar den Hund. Ein Junges von Daisy hat er auch schon genommen. Sie hat den Angriff zum Glück überlebt und lediglich eine Verletzung erlitten. Zwei meiner vorherigen Hunde hatten weniger Glück. Von ihnen habe ich nie wieder etwas gesehen.“

So richtig können wir es noch nicht fassen. „Also hier gibt es wirklich Tiger?“ Schorsch lacht und klärt uns dann endlich auf: „Es handelt sich nicht um einen Tiger, sondern um einen Leoparden. Die Nepalesen sagen aber Tiger dazu.“ Wir sind trotzdem verblüfft. Hier gibt es wilde Leoparden. Im weiteren Gespräch erfahren wir, dass Schorsch nach den ersten beiden Vorfällen einen Zwinger gebaut hat. Als Schutz für Daisy. Den Welpen hat sich der Leopard allerdings am Nachmittag genommen, da kann man nichts machen. Von nun an, hielten wir immer Ausschau, wenn wir uns auf dem Gelände bewegten. Gefährlich für Menschen sind die Großkatzen normalerweise nicht. Und in den 30 Jahren, die Schorsch in Nepal lebt, hat er nur zweimal einen zu Gesicht bekommen. Davon lassen wir uns nicht entmutigen und haben wirklich Glück. Eines Abends schlägt Daisy Alarm. Mit Taschenlampen ziehen wir los und sehen kurze Zeit später einen Luchs, der sich auf einem von Schorschs Feldern herum treibt. Auch, wenn es nicht der Leopard war, sind wir begeistert. Schorsch pflegt zu sagen, dass er im Zoo lebt und das können wir so unterschreiben. Die wenigstens werden Nepal für dessen abwechslungsreiche Natur auf dem Schirm haben und verbinden das Land nur mit dem Himalaya und Bergsteigen. Dabei hat das Land noch viel mehr zu bieten.

Kulinarisches Nepal

Zum Beispiel die einheimischen Speisen. Wir lernen ein Land immer gerne durch den Magen kennen. So haben wir uns auch in Nepal durch die verschiedenen Gerichte probiert und können sagen, dass uns die Küche mehr als nur überzeugt hat. Angefangen natürlich beim Nationalgericht Dal Bhat, dass in den meisten Haushalten täglich gegessen wird, meist sogar zweimal. Dazu gehört ein Dal (Linsensuppe), Bhat (Reis) und ein Gemüsecurry der Saison. Außerdem Pickle (eingelegtes Gemüse oder Obst) und manchmal auch Papad (Fladen aus Linsen). Einfach lecker. Bei Radhika gibt es außerdem immer einen großen Klecks Ghee (geklärte Butter) auf den Reis, eine Schale Joghurt und einen Becher frische, warme Milch. Alles stammt aus eigenem Anbau und eigener Herstellung.

Auf keinen Fall entgehen lassen darf man sich Momos (gefüllte Teigtaschen) und Thukpa, eine nepalesische Nudelsuppe. Beides wird praktisch in jedem einheimischen Lokal angeboten. Außerdem solltest du unbedingt Badam Sadheko (Erdnusssalat) und, wenn du es findest, Reisbrot probieren. Einfach himmlisch. Durch die unmittelbare Nähe und den starken Einfluss von Indien, findest gibt es viel indische Gerichte in Nepal. Ein Thali-Set, Garlic-Naan, oder ein Paratha, gehören zu unseren absoluten Lieblingsgerichten.

Wie du siehst, gibt es auch in Nepal einiges zu entdecken (und zu probieren). Wir geben wie immer den Tipp, in einheimischen Lokalen zu speisen. Schließlich ist das Essen dort am authentischsten. Bezüglich der Hygiene an Straßenständen und in Restaurants, sollte bitte jeder auf seine Intuition hören. 

Unsere Ausgaben in Nepal: 1.118, 38 Euro für 2 Personen und einen Monat

  • 148,41 Euro Unterkunft in Kathmandu 9 Nächte
  • 210 Euro Unterkunft + Verpflegung bei Schorsch (19 Nächte) – weil wir so viel geholfen und gearbeitet haben, erhielten wir einen vergünstigten Preis, Schorsch wollte am Ende gar kein Geld nehmen, aber wir bezahlten trotzdem
  • 687,97 Euro Bargeldabhebung – Ausgaben für Annapurna Genehmigung (50 Euro p.P.), Motorrad miete, Unterkunft in Sikles, Ausflüge, Warme Kleidung, Cafe- & Restaurant-Besuche
  • 72 Euro Visum Nepal – 36,00 Euro p.P. 

Ausblick am Morgen

Auf nach Sikles

Allmählich wurden die Tage wärmer, gerade jetzt, wo wir uns an die kalte Dusche gewöhnt hatten. Trotzdem war es gut, endlich wieder ein T-Shirt zu tragen (in der Mittagssonne), schließlich trugen wir seit Tagen die Jogginghose unter der Jeans und schliefen jede Nacht mit der Jacke. 

Und jetzt konnten wir auch endlich den geplanten Trip nach Sikles in Angriff nehmen. Schorsch wollte uns vom ersten Tag an unbedingt die Schönheit Nepals und des Himalaya zeigen, bisher hatten wir aber nur einen „Wanderausflug“ auf den Gipfel des Mattikhan mit Radhika und ihrer Nichte Klorissa unternommen.

Kurzerhand besorgte er uns ein Motorrad in der Stadt (was gar nicht so leicht ist, neue Gesetze verbieten Ausländern das mieten von Motorrädern). Es gab keine große Auswahl, wir entschieden uns für das, mit den wenigsten Mängeln: Eine Royal Enfield Himalayan, eine Reise-Enduro. Eigentlich ein tolles Motorrad, aber leider die falsche Wahl, wie sich später heraus stellte. Schorsch fuhr mit seiner Hartford, einer waschechten Enduro, mit wenig Gewicht und Stollenreifen, optimal fürs Gelände.

Nachdem wir uns den Annapurna Conservation Pass besorgt hatten, sollte es endlich los gehen. 600 Höhenmeter, auf unbefestigter und schmaler Serpentinenstraße durch Wälder, Bergdörfer und karge Steinlandschaften, immer Entlang am steilen Abgrund. Dass wir dabei einen Fluss durchqueren und uns durch knietiefen Schlamm graben mussten, hatten wir vorher nicht geahnt. Schorsch allerdings auch nicht. Es hatte in den vergangenen Tagen wohl deutlich stärker geregnet, als angenommen. Umso weiter wir fuhren, desto schlechter wurden die Verhältnisse.

Immer wieder kreuzten wir Bachläufe, die vom Berg hinunter, Richtung Tal schossen. Es ging auf und ab. Glatte Steine wechselten sich mit matschigem Untergrund und Schotterpisten ab. Und das alles für uns zwei blutige Anfänger. Zum aller ersten Mal Offroad, noch keine 1000 KM Fahrerfahrung auf einem Zweirad, mit zwei Personen und einem Backpack. Michi gab sich alle Mühe und man kann sagen, dass er die Situation recht gut im Griff hatte.

Doch irgendwann war es einfach zu viel. Die Reifen, die für weite Strecken auf Asphalt und Schotter gedacht sind, waren von dem vielen Matsch ständig so zugesetzt, dass es eine einzige Schlitterpartie wurde. Die meiste Zeit, mit einem oder beiden Füßen am Boden, kämpften wir uns langsam vor. An einigen Stellen, musste Madeline absteigen und zu Fuß weiter, weil es keinen Sinn mehr machte. Andauernd rutsche das Vorderrad unkontrolliert zur Seite und folgte einer der tiefen Furchen, die durch das viele Wasser nicht zu sehen waren.

Es gibt kein Zurück

Schorsch kam bedeutend besser durch als wir und fuhr immer ein Stück voraus. Da nicht besonders groß, seine Maschine aber relativ hoch ist und die Straße uneben und matschig war, konnte er nur schlecht anhalten. Außerdem fiel es ihm leichter, wenn er etwas schneller fuhr, also einigten wir uns darauf, dass vorfährt und hin und wieder wartet. So kam es, wie es kommen musste und wir fuhren uns an einem, etwa 200 Meter langem, Aufstieg fest. Auf den glatten Steinen bekam der Reifen einfach keinen Grip. Madeline stieg ab, Michi versuchte die Maschine zu entlasten und seitlich zum Hang anzufahren, aber keine Chance. Wir hingen fest. Während wir überlegten, was wir tun können, begann es auch noch zu regnen. Wir waren bereits 4,5 Stunden unterwegs, die Kräfte am Ende, aber wir mussten weiter. Also ließen wir das Bike langsam, rückwärts den Hang wieder hinunter rollen (ungefähr 50 Meter), damit Michi mit Schwung in einem hoch fahren konnte. Fast wäre er erneut hängen geblieben, doch die schiere Power des Einzylinders trieb die Maschine samt Michi, trotz gelegentlich durchdrehendem Hinterrad, den Berg hinauf.

Nach über 5 Stunden erreichten wir die Unterkunft in Sikles. Drinnen gab es erst einmal, wie sollte es anders sein, eine Portion Dal Bhat. Außerdem, frisch gebackenes Reisbrot und ein Bier. Kaum vorzustellen, wie gut dieses Abendessen geschmeckt hatte. Nach einer (heißen!) Dusche, hingen wir unsere Jeans-Hosen und die Turnschuhe (die wir zum fahren getragen hatten) „zum trocknen“ auf. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, war das natürlich vollkommen zwecklos, aber wenigstens konnte so etwas von dem Schlammwasser heraus laufen.

Michi erinnert sich nicht, jemals wieder so gut geschlafen zu haben, wie in dieser Nacht. Bis auf den kurzen Moment, als wir beide geweckt wurden, als es gegen Mitternacht anfing zu Hageln. Für einen kurzen Moment stieg Besorgnis in uns auf, als wir darüber nachdachten, wie wir bloß den Rückweg, am nächsten Tag, bewältigen sollten, wenn die Straßenverhältnisse noch schlechter wurden. Dann fielen wir erneut in einen todähnlichen Tiefschlaf.

Zu Gast bei Söldnern

Da saßen wir am nächsten Morgen also bei den Gurungs (einer der vielen Volksgruppen in Nepal, ursprünglich Flüchtlinge aus Tibet, die sich als Söldner und Kämpfer einen Namen machten und bis Heute sehr stolz darauf sind) und aßen schon wieder von dem umwerfenden Reisbrot. Unsere Gastgeber sind unheimlich freundlich und bei einer köstlichen Tasse Tee, vergessen wir für einen kurzen Moment, dass wir heute wieder da runter müssen. 

Ursprünglich waren wir her gekommen, um den atemberaubenden Ausblick zu genießen, den es hier zu bestaunen gibt. Leider haben wir an diesem Morgen dichten Nebel, welcher die Aussicht versperrt, dafür das Gurung-Dorf zu einem mystischen Ort verwandelt, so wie man ihn nur aus Büchern kennt. Bevor wir Sikles wieder verlassen, möchten wir uns das einmal ansehen. Zusammen mit Radhika und unserem Gastgeber, folgen wir den Gesängen der Mönche, die schon seit dem frühen Morgengrauen durch den Nebel hallen und uns eine Gänsehaut verschaffen.

Was wir hier finden, können wir kaum in Worte fassen. Jedes Haus, jeder Stein, alles wird von Hand hier her geschafft. Die Menschen leben praktisch noch immer, wie vor hunderten von Jahren. Wir erfahren, dass die Dorfgemeinschaft hier oben sehr wichtig ist. Die Bewohner machen viele Dinge zusammen, zum wird das Feuerholz für das ganze Dorf gemeinsam besorgt. Wir klettern die Stufen hinauf und erreichen die Quelle der Gesänge.

Tempelfeier

Es herrscht reges treiben. Immer noch hängt dichter Nebel in der Luft. Die Luft riecht nach Räucherstäbchen. Vorsichtig betreten wir den Innenhof. Sofort fallen wir auf, doch alle hier scheinen über unser dasein erfreut. Eine Frau steht am Fenster im ersten Stock und winkt uns aufgeregt herein.

Jemand kommt herüber und begrüßt uns, vielleicht der Bürgermeister. Dann bietet er uns frisches Reisbrot an. Ich liebe dieses Dorf. Wir werden eingeladen, an der Zeremonie teilzunehmen. Jemand macht fleißig Fotos. Vermutlich sind nicht oft weiße im Dorf.

Obwohl so viel los ist, ist die Stimmung vollkommen entspannt und friedlich. 

Ein Monat auf Bali mit diesem Pool

Wir ziehen die Schuhe aus und betreten den Tempel. Die gesungenen Gebete verstehen wir natürlich, aber trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, versetzen sie uns in einen meditativen Zustand der inneren Gelassenheit.

Übrigens versteht auch Radhika nichts, erklärt sie uns später. Kaum einer im Dorf spricht nepalesisch, hier spricht man Gurung. Bevor wir das Dorf wieder verlassen, werden wir ganze 4 mal zum Essen eingeladen, doch wir müssen leider ablehnen, schließlich haben wir noch etwas vor. 

Der Abstieg

Auf dem Rückweg hatte unser Gastgeber eine gute Nachricht. Allem Anschein nach, würde heute, trotz des schlechten Wetters und den miesen Straßenverhältnissen, zumindest ein einzelner Bus fahren. Den könnten Radhika und Madeline nehmen, damit es Schorsch und Michi deutlich einfacher haben, das Bike wieder heil nach Pokhara zu bringen. Wir waren erleichtert, hoffentlich würde er kommen. Zurück in der Unterkunft machten wir uns fertig und warteten. Ein Stein fiel Michi und Madeline vom Herzen, als wir schon von weitem die typische Hupe des Busses hörte.

Der Bus ist übrigens kein normaler Bus, sondern viel mehr ein LKW, Zwillingsbereifung und Allrad. Madeline, Radhika und das Gepäck konnten also so zurück. Schorsch und Michi warteten noch ein paar Minuten, dann schwangen sie sich auf die Bikes und folgten. Es dauerte nicht lange, dann holten sie den Bus ein. In einer Senke, machte dieser halt und ließ die beiden vorbei.

Um ehrlich zu sein, hatte Michi ganz schön die Hosen voll, allerdings verlief die Fahrt fast ohne Probleme. Nur ein einziges Mal, hatte er Schwierigkeiten und rutschte umher. Die Rückfahrt beschreibt Michi heute als angenehm und spaßig. Nicht einmal 3,5 Stunden brauchten die beiden bis zur Stadt. Dort genehmigten sich die beiden ein kühles Getränk und warteten auf den Bus. Ein gutes Gefühl.

Auch, wenn sich die Fahrt nach Sikles zwischenzeitlich zu einem Horrotrip entwickelte, so denken wir gerne daran zurück. Michi wurde ins kalte Wasser geworfen und hat die Feuerprobe gemeistert. Es war aufregend, ein waschechtes Abenteuer und für nichts in der Welt, würden wir etwas an diesem Erlebnis ändern wollen.

Maiskissen statt Tränen 

Ein letztes mal den Stall ausmisten, ein letztes mal die rauen und zarten Blätter an einem Pfahl fest binden. Wie konnten diese drei Wochen nur so schnell verfliegen. Schorsch würde uns noch zur Busstation fahren, von dort ging es nach Kathmandu, für die letzte Woche in Nepal, bevor wir unseren Flieger nach Dheli nehmen würden. Ein letztes mal mit Tyson spielen und Daisy knuddeln.  

Zum Abschied und als Erinnerungsstück, schenkte uns Schorsch zwei Sitzkissen aus Maisblättern. Aus eigenem Anbau versteht sich und von Radhikas Mama hand- (oder zeh-) geflochten. Abschied nehmen sind wir gewöhnt und trotzdem fällt es uns immer wieder schwer. Wir freuen uns auf das was kommt, aber als wir das letzte mal mit dem Pickup vom Hof fuhren, ließen wir ein Stück von uns in Fusre Kohla zurück.

machten wir für Schorsch eine Homepage fertig und ein Airbnb Inserat. Falls du also Interesse an so einem Abenteuer hast, kannst du uns gerne schreiben oder einfach bei Airbnb buchen. Schorsch ist der “nicht-kompliziert-machen”-Typ. In dem Übernachtungspreis ist also alles an Essen und Getränke mit drin, die Waschmaschine kannst du benutzen, er holt dich ab und macht gerne auch Touren mit dir. Ein wenig helfen kannst du gerne auch vor Ort. Hilfe wird immer gern gesehen. So machen das die Nepalesen hier. Jeder hilft dem Nächsten. 

Du möchtest Schorsch, Radhika und Daisy kennen lernen?

 Nach unserem Aufenthalt, haben wir für Schorsch kurzerhand eine Webseite aufgesetzt und sein Gästezimmer in Airbnb inseriert. Falls du Interesse an einem echten Abenteuer hast, ist das genau das Richtige für dich. Schorsch ist ein unkomplizierter Typ und möchte unkomplizierte Gäste. In dem Übernachtungspreis ist alles inklusive. Essen, Getränke (kein Bier, aber sicher der ein oder andere Rakshi), Waschmaschine, Abholung und er macht sicher gerne die ein oder andere Tour mit dir. Vielleicht möchtest du auch ein wenig auf der Farm arbeiten und bist interessiert an biologischer Landwirtschaft. Schorsch und Radhika würden sich freuen.  

 

Nepal Homestay für zwei Personen beim Schorsch

27 Euro/Nacht für zwei Personen, inklusive:

  • Verpfehlung: Frühstück, Abendessen
  • Getränke: gefiltertes Wasser, Kaffee & Tee (selbst zubereiten)
  • Abholung & Absetzen in Pokhara
  • Viele Tipps und Hilfe bei Nepal-Trips

Farmleben in Nepal erleben über Airbnb buchen & zahlen.
Mehr Infos auf nepal-schorsch.com

In Kathmandu

Thamel & Großstadtaffen

 10 Tage waren wir mitten im Herzen von Kathmandu. Die Unterkunft war super gut und wir genossen unsere restliche Nepal-Zeit. Gutes Essen, schicke Cafés und wilde Stadt-Affen, die sich an den Telefonleitungen entlang hangeln, versüßten uns den Aufenthalt, in der ziemlich chaotischen Hauptstadt. 

 Alles befindet sich immer noch im Wiederaufbau. Einheimische nennen Kathmandu auch Dustmandu, oder Dusty-Mandy (Staubiges-Mandu) und das nicht ohne Grund. Viele Häuser und uralte Tempelanlagen, liegen immer noch in Schutt.

 Gut zum Ankommen, weniger gut um lange zu bleiben. Wir haben übrigens einen Beitrag zu unserer Unterkunft in Kathmandu geschrieben. Den gibt es hier.

Reiseerlebnisse Nepal - Unser Fazit

Es war ein ganz besonderer Monat, indem wir viel dazu lernten und tolle Erfahrungen machen. Daran erinnern wir uns sicherlich unser ganzen Leben. Wir freuen uns darauf, Schorsch noch einmal zu besuchen und, wenn es das nächste Mal nach Sikles geht, sind wir besser vorbereitet!

Hast du noch Fragen?

Was haben wir in diesem Beitrag vergessen? Gibt es etwas, das du von uns noch wissen möchtest? Bitte schreibe uns ein Kommentar, oder eine private Nachricht. Wir beantworten gerne alle Fragen! Es gibt kein Tabus

Noch mehr von Nepal?

 Wie bereits erwähnt, haben wir eine Bewertung unserer Unterkunft in Kathmandu geschrieben. Außerdem haben wir einen Blogbeitrag, eigens für das Touristen-Visum Nepal geschrieben. Darin gibt es einige Hinweise und Tipps, die dir das Ganze erleichtern und Zeit am Flughafen sparen. 

 Außerdem, möchten wir an dieser Stelle auf unsren Podcast aufmerksam machen. Dort gibt es unter anderem die Geschichte von unserem Nepal-Aufenthalt (Folge  003), als auch von der Ranger-Ausbildung in Südafrika, dem Holi-Fest in Indien und viele andere. Den Podcast gibt es auch Anchor.fm, Spotify, Apple Podcast, Google Podcast und ein paar anderen Plattformen. Hör doch mal rein. Hier gehts zum Podcast.

Wie klasse ist das denn?

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